Laudatio für Reiner Schlamp von Diana Fuchs-Schlamp

25.11.2022

Krippenausstellung Reiner Schlamp

Willkommen liebe Gäste und Freunde, zur Ausstellung „Krippen aus Künstlerhand – Reiner Schlamp“.

Reiner Schlamp, ein Mann mit vielen Talenten, der aus der Pfaffenhofener Kunstszene nicht wegzudenken ist.

Ob als Mitbegründer der städtischen Galerie und des Kunstkreises, als Buchautor und Illustrator, als ehemaliger Kunsterzieher am Schyrengymnasium in Pfaffenhofen oder als Kopf der Figurentheater „Spielbude 1 und 2“.

Er ist und sollte den Kunstinteressierten ein Begriff sein.

Seine Arbeiten beziehen sich neben der Malerei, der Bildhauerei und Skulpturen, wie „die Stelzenläufer“, welche an der hiesigen Hauptschule standen, auch auf den Krippenbau. Am bekanntesten sind seine Papierkrippen, aber auch andere Materialien sind durchaus willkommen.

Auf meine Frage: „Reiner, wie bist du eigentlich zum Krippenbau gekommen?“, erhielt ich folgende Antwort:

„Mein erstes Erleben war die Familienkrippe beim jährlichen Weihnachtsfest.
Im elterlichen Haushalt gab es circa 40 Figuren aus Südtirol, diese wurden später zwischen meinem Bruder Günther und mir je zur Hälfte aufgeteilt. Zusätzlich bekam er den Krippenstall, so machte ich aus der Not eine Tugend und baute diesen neu.
Dies waren meine ersten praktischen Erfahrungen als Krippenbauer und Krippenfreund.“

Die Erbschaft weiterer schöner Krippenfiguren, geschaffen von den Schwestern des Nonnenklosters Kellenried bei Kaufbeuren, war ein weiterer Grund an den Bau eines Krippengebäudes zu denken.

In dieser Ausstellung zeigt uns Reiner Schlamp 18 Werke, Krippen und Entwurfsskizzen, die alle unterschiedlich sind und doch zwei Dinge gemein haben – den Künstler und seine Liebe zu Krippen.

Jedoch sind die Werke nicht alle im klassischen, traditionellen Still – bei dem die heilige Familie den Mittelpunkt darstellt.
Reiner gelingt es, auf eine wunderbare Weise, die klassische Krippe in die Moderne zu holen, ohne dabei das Traditionelle zu zerstören.

Lassen Sie es mich am Beispiel der Krippe Nr. 9 „Weihnachten in Escaro“ etwas erläutern:

Wir sehen ein farbenfrohes Dorf in der Lunigiana, Italien, mit einem Marktplatz und buntem Markttreiben im Mittelpunkt.
Wenn wir unsere Blicke schweifen lassen, erkennen wir, neben der Liebe zum Detail, rechts am Rand der Krippe einen Stall.
Hier finden wir die bekannte, klassische Szene – die heilige Familie.
Auf dies Weise wird die Krippengeschichte ins tägliche, ja „normale“ Leben integriert und als dazugehörig, aber nicht maßgebend wahrgenommen.

Was Ihnen mit Sicherheit auch auffällt, sind die unterschiedlichen Größen der Krippen.
Wir unterscheiden in Klein- und Großkrippen.
Auf die aktuell größte Krippe, Nr. 1 „die Stallkrippe“ möchte ich ebenfalls näher eingehen:

Der Ursprung bzw. Grund für den Bau dieser Krippe, mit einer Länge von 3,50 Meter, war die erwähnte Erbschaft einzelner Figuren aus dem Kloster Kellenried.
Bei diesen handelt es sich um sehr detailverliebte Figuren, deren Hände und Köpfe aus Wachs gegossen sind und deren Kleidung handgenäht ist.
Diese Figuren sind circa 20 Zentimeter hoch, was die Maße der Stallkrippe erklärt.
Nach und nach wurden weitere dieser Figuren dazugekauft, um das Gesamtkunstwerk auszufüllen und „zum Leben“ zu erwecken.

Da die Krippe und der Krippenbau auch von Veränderung leben, zeigt dies Krippe aktuell eben nicht die Ursprungsfiguren, sondern dient der Erzählung der Jugendjahre Jesu, als Simultankrippe.

So sehen wir Jesus als elfjährigen Knaben, als dreizehnjährigen Lehrling, bei seinem Vater, dem Schreinermeister Josef David, sowie als 18-jährigen Gesellen, der stolz seine Musterstücke seiner Mutter Maria zeigt.
Wenn wir in die Landschaft schauen, sehen wir ganz rechts einen großen Berg, in dem sich Christstollen und Krippenteufel befinden. Ebenfalls sehen wir einen Wasserlauf, der in einen kleinen Teich mündet.

Wir können den Krippenbau aber um einen Superlativ erweitern.

Denn Reiner Schlamp baute nicht nur die hier ausgestellten Werke, teilweise zusammen mit seinen Söhnen und Enkelkindern. Nein, er übernahm in den 1970er Jahren auch die Betreuung der historischen Krippe aus Barockzeiten der Franziskanerinnen im Spital Pfaffenhofen, besser bekannt als Spitalkirche, von seinem Lehrerkollegen Herrn Dr. Lachenmayer.
Religionslehrer Dr. Lachenmayer betreute die Krippe zusammen mit Herrn Willi Grübl, dem langjährigen Bauhofmitarbeiter.
In Herrn Grübl fand Reiner einen sehr kompetenten Wegbegleiter für die Restaurierung, Weiterentwicklung und Ausstattung der Jahrhunderte alten Krippe.
Unter anderem zeichnete Reiner Schlamp eine Rekonstruktion der alten Höhlenkrippe für die linke vordere Seitenkapelle der Spitalkirche. Plante Auf- und Abtrittsmöglichkeiten für Hirten, Tiere und die heiligen drei Könige mit ein.
Er legte sehr viel Wert auf die Erhaltung des kleinen, segnenden Christuskindes, das aus einer kleinen Kapelle rechts oben hervortritt.
Einige Zeit war Reiner Schlamp noch beratend tätig und gab dann die Betreuung in die fachmännischen Hände von Heinrich Wimmer, Ferdinand Maltan und Frau Samantha Schindler ab.
Neben der sachgemäßen Lagerung und Pflege kümmern sich die drei auch um die perfekte Inszenierung, damit diese schöne Krippe noch vielen Generationen Freude bereiten kann.

Eine große Unterstützung und viel Verständnis für seine Werke und Arbeiten fand Reiner Schlamp in seiner lieben Ehefrau Ingrid.

Mit dem Wissen über die gezeigten Arbeiten, möchte ich Sie einladen, die Werke zu betrachten und mit offenen Augen im Detail zu erforschen.

Gloria und Pax – liebe Gäste.

Wir, die Familie Schlamp, wünschen Ihnen eine genussvolle Ausstellung, sowie eine frohe und friedvolle Adventszeit.

Herzlichen Dank für Ihre Ohren.